Falsche Arbeit
Festival Sommer in Stuttgart
23. Juni, 2008, Theaterhaus Stuttgart
Daniel Kötter/Hannes Seidl
Falsche Arbeit
4 konzertante Selbstdarstellungen
mit Karim Wehmann, Selda Keles, Stanislav Ivanov, Daniel Locher, Konstantin Lom
Assistenz: Juliane Beck
Falsche Arbeit ist eine konzertant-filmische Arbeitsanordnung für vier Stuttgarter unterschiedlicher Herkunft. Jeder arbeitet auf seiner eigenen kleinen Bühne, für seine eigene Live-Kamera, sein eigenes Mikrofon. Die vier Personen agieren ohne zu interagieren, sie begegnen sich nur über ihre Tätigkeiten, in dem sie ähnliches tun oder indem sie ihre Tätigkeiten zeitlich miteinander koordinieren. Sie stellen sich selbst dar und zeigen, was sie im Beruf, in ihrer Freizeit oder zu Hause ohnehin schon tun oder was sie gerne tun würden. Sie lassen sich bei dem, was sie charakterisiert, beobachten.
Die Tätigkeiten sind nach ihren ursprünglichen Sinnzusammenhängen unterteilt in sechs Kategorien: Hauptbeschäftigung, Hobby, Präsentation, Teamarbeit, Nebenjob und keine Arbeit. Alle machen, was sie gut können, was sie schon seit Jahren getan haben, sie löten, kochen, spielen, machen Musik, oder trainieren ihren Körper. Die Beschäftigungen werfen Bilder und Klänge ab, die von der Kamera und den Mikrofonen eingefangen, fokussiert und vergrößert werden, die Klänge und Bilder verselbständigen sich: Musik, Bühnenchoreographie und Film als Side-effects von Tätigkeiten, deren Einteilung in sinnvolle (d.h. produktorientierte) Arbeit und sinnlose (d.h. zerstreuende) Freizeitbeschäftigung im Bühnenkontext aufgelöst wird. Als Erzeuger von Bühnensituationen, Bildern und Klängen, als Beschreibung einer Person ist jede Arbeit sinnvoll. Gleichzeitig bleibt sie fremd, da sie immer mehr produziert als Bilder, Klänge und Darstellung.
Die konkrete Arbeit wirft Produkte ab, die im Bühnengeschehen nicht benötigt oder verstanden, zugleich aber auch dem Warenkreislauf nicht einverleibt werden. Kochen erzeugt Essen, löten erzeugt Roboter, Essen erzeugt Befriedigung, Computer spielen erzeugt immer höhere Scorings. In diesem Wechselspiel, zwischen konkreter, sich dem Zuschauer verschließender Arbeit, und davon abstrahierten Bild-Ton-Räumen, entsteht der Abend. Er konstruiert ambivalente Identitäten, deren Existenz nicht ausschließlich für die Dauer der Performance angenommen werden sollte. Die richtige Arbeit im falschen Film.