Daniel Kötter

state-theatre #1 LAGOS

experimental documentary

http://www.state-theatre.de/

***english below*** 

Daniel Kötter/Constanze Fischbeck
 
state-theatre #1 LAGOS
 
24'
 
experimental documentary
 
 
 
5.11.2010-13.3.2011
Rautenstrauch Joest Museum Köln 
 
28.4.2011-12.7.2011
IWALEWA-Haus Bayreuth
Münzgasse 9
95444 Bayreuth
 
Das griechische Wort „Theater“ bezeichnet zuerst den Ort, die Architektur der Darbietung und weniger das Dargebotene. Eine Theaterarchitektur repräsentiert auch nach Jahrzehnten und Jahrhunderten die Ordnung ihrer Entstehungszeit. Der geometrische Raum der Architektur steht gegen den anthropologischen Raum ihres Gebrauchs.     
 
Fallstudie 1: LAGOS
Im Zentrum von state-theatre #1 - Lagos steht das Nationaltheater von Lagos, 1977 errichtet für das FESTAC (Second World Black and African Festival of Arts). Es zeugt nicht nur vom Repräsentationsanspruch einer Nationalkultur, sondern auch von einer Kulturpolitik der großen Gesten ohne jede Nachhaltigkeit: Die Kamera nähert sich dem gigantischen, verstaubten und leeren Theatersaal im Herzen des Gebäudes mit mechanisch-kreisenden Bewegungen.
Gegenschuß: Segun Adefila, bekannter Nollywood-Darsteller, steht vor seinem informellen Kulturzentrum und deklariert die Strasse im Slum Bariga zur Film- und Theaterbühne.
 
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The word 'theatre' (theatron in greek) refers first and foremost to the place and architecture of a performance, rather than to what is being performed. Even after centuries, a theatre’s architecture represents the visual order from which it emerged: the possibilities for artistic production are historically conditioned. The geometrical space of architecture is pitted against the anthropological space of its use.
 
1st case study: LAGOS
The National Theatre of Nigeria in Lagos was built for the second World Black and African Festival of Arts and Culture (FESTAC) in 1976.
It is the only state-subsidized theatre in Nigeria.
While its smaller halls are occasionally used for theatre performances, banquets and weddings, the 5000-seat main hall has been deserted since the early 1990s.
A reopening was scheduled for 2010 but 
postponed indefinitely after a series of changes in direction.
counter shot: The Bariga Arts Center was founded in 2009 in a Lagosian slum by choreographer and Nollywood actor Segun Adefila, after the rent free agreement between his company Crown Troupe of Africe and the National Theatre of Nigeria had been revoked. 
 
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 "'Afropolis'  scheint eine authentische Nahbetrachtung gelungen zu sein und das, obwohl das Kuratorenteam nicht nur afrikanische Künstler zur Stadtführung aufgefordert hat. Gleich zu Beginn, wenn man sich Lagos widmet, ist etwa die Arbeit "staatstheater" der deutschen VIdeokünstler Daniel Kötter und Constanze Fischbeck zu sehen: Minutenlang haben sie das gewaltige Staatstheater von Lagos abgefilmt, mit riesiger Bühne und Platz für Tausende Besucher. Doch der Betonkoloss steht seit 15 Jahren leer. Während des Ölbooms mit großem Optimismus für ein neues unabhängiges Land gebaut, verfällt der einzige staatlich subventionierte Ort für darstellende Künste. Theater wird in Lagos deswegen auf der Straße gespielt. Das Bühnenbild liefert die Stadt." (Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2011)
 
Daniel Kötter, Videokünstler und Regisseur, und Constanze Fischbeck, Bühnenbildnerin und Videokünstlerin, leben beide in Berlin; sie arbeiten an der Schnittstelle von Theater und bildender Kunst. Für Afropolis haben sie den Lagos-Teil ihres Projektes staats-theater ausgeklammert und unabhängig von den weiteren Stationen – Teheran und Berlin – weiterentwickelt. Im Zentrum von staats-theater [1] – Lagos steht das National-theater von Lagos, das 1977 für das FESTAC (Second World Black and African Festival of Arts) errichtet wurde. Es zeugt nicht nur vom Repräsentationsanspruch einer Nationalkultur, sondern auch von einer Kulturpo-litik der großen inhaltslosen Gesten ohne jede Nachhaltigkeit. Den gigantischen verstaubten und leeren Theaterraum kontrastieren sie mit dem vielschichtigen performativen Straßenleben der Stadt. Die gegenwärtige Leere des Theaters macht es zugleich zu einer Projektionsfläche für alternative Nutzungen – in Form von touristischen Werbebroschüren werden sie von den Architekten Manuel Shvartzberg und Ayodele Arigbabu visualisiert.
 
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Daniel Kötter, video artist and director, and Constanze Fischbeck, set designer and video artist, both live in Berlin. Their works are at the interface between theatre and the fine arts. For Afropolis, they have extracted the Lagos section of their staats-theater project, developing it independently from the other stations of Teheran and Berlin. staats-theater [1] – Lagos focuses on the Lagos National Arts Theatre, which was built for the FESTAC 77 (the Second World Black and African Festival of Arts). The building not only testifies to the desire to showcase a national culture, but also to a cultural policy of large-scale empty gestures that have no sustainability. Kötter and Fischbeck contrast the gigantic auditorium, now empty and dusty, with the city’s eclectic street-life performances. The empty theatre may also become a projection surface for alternative uses – visualised by architects Manuel Shvartzberg and Ayodele Arigbabu in tourist advertising brochures.